Bewerbung für den 13. Landesnaturschutzpreis

der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg

 

 

 

 

 

 

Projekt

 

20 Jahre

Schutz und Pflege

des Heckengebietes „Steiniger Rain“

bei Süßen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Naturschutzbund Deutschland (NABU)

Gruppe Süßen und Umgebung

www.nabu-suessen.de


1  Einleitung

 

Die ökologische Bedeutung von Hecken ist heute allgemein und weithin bekannt. Trotzdem hat unsere Landschaft einen enormen Rückgang an Feldhecken zu beklagen, der jedoch nicht nur ausschließlich durch die gezielte Beseitigung, etwa im Zuge einer Flurbereinigung, erfolgt ist. Viele Hecken haben sich infolge mangelnder Verjüngung zu von Bäumen dominierten Gehölzstreifen entwickelt. Für die Lebensgemeinschaften niederwüchsiger, dornenreicher Gebüschgesellschaften bieten diese waldartigen Gehölzbestände keine idealen Bedingungen mehr, da sie völlig andere Eigenschaften hinsichtlich Mikroklima, Habitatschema und Struktur aufweisen.

 

Der Wegfall eines regelmäßigen Stockhiebs ist ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung, welche mittlerweile für viele Hecken kennzeichnend ist. Als Element unserer Kulturlandschaft bedürfen Hecken einer Pflege.

 

Seit Mitte der 1980er Jahre betreut und pflegt der Naturschutzbund Gruppe Süßen und Umgebung das Heckengebiet „Steiniger Rain“ auf der Gemarkung Süßen im mittleren Filstal (Landkreis Göppingen). Dieses Gebiet ist aus ökologischen, landschaftlichen und kulturhistorischen Gründen besonders schützenswert.

 

Da die Hecken am „Steinigen Rain“ seit Jahrzehnten keiner nutzungsbedingten Verjüngung mehr unterliegen, sind landschaftspflegerische Maßnahmen erforderlich, um die Schutzziele zu erreichen.

 

Langjährige Erhebungen der Fauna und Flora bestätigen den hohen naturschutzfachlichen Wert dieses Gebietes (siehe Anlage). Der „Steinige Rain“ gehört zu den ökologisch wertvollsten Heckengebieten des mittleren Filstales. Sowohl aus floristischer als auch aus faunistischer Sicht verdient diese Heckenlandschaft Schutz.

 

 

2  Zielsetzung

 

Die naturschutzfachliche Zielsetzung ist, die Heckenlandschaft am „Steinigen Rain“ in ihrer hohen Strukturvielfalt, ihrer floristischen und faunistischen Arteninventar und ihrer landschaftlichen Eigenart nachhaltig zu sichern.

 

Landschaftspflegerische Maßnahmen zielen darauf ab, die Feldhecken am „Steinigen Rain“ als prägendes Landschaftselement, kulturhistorisches Dokument und Verbundsystem in der Agrarlandschaft zu erhalten. Ein vorrangiges Ziel dabei ist, Habitate für Heckenbrüter als Zielarten zu entwickeln.

 

Das Leitbild ist eine von Dornsträuchern dominierte Nieder- bis Mittelhecke als typische Feldhecke der Kulturlandschaft des Albvorlandes.

 

 

3  Langjähriges und konsequentes Engagement

 

Seit 1985 engagiert sich die NABU-Gruppe Süßen und Umgebung für den Schutz und die Erhaltung des Heckengebietes „Steinigen Rain“. Durch die langjährige und kontinuierliche, fachgerechte Durchführung von Landschaftspflegemaßnahmen gelang es, diese Heckenlandschaft mit ihrer hohen ökologischen Bedeutung und ihrem artenreichen biologischen Inventar nachhaltig zu sichern.

 

Die Betreuung dieser Heckenlandschaft bildet seit vielen Jahren einen Schwerpunkt der Biotoppflege-Aktivitäten der NABU Gruppe Süßen und Umgebung.

 

Seit 1985 haben fast jeden Winter ein bis zwei Landschaftspflegeeinsätze stattgefunden, an denen sich im Schnitt etwa ein Dutzend NABU-Mitglieder und Helfer engagierten. Insgesamt wurden seit 1985 ca. 35 Landschaftspflege-Einsätze durch die NABU-Gruppe durchgeführt. Dabei wurden mehr als 1200 Stunden ehrenamtlich geleistet.

 

Die Identifikation der ehrenamtlich Tätigen mit diesem besonderen Betreuungsgebiet ist sehr hoch. Dies kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass sich an den Landschaftspflegearbeiten Jung und Alt mit großem Engagement beteiligt haben.

 

 

4  Schutz- und Pflegemaßnahmen

 

Die durchgeführten Landschaftspflegearbeiten umfassen in erster Linie das partielle Verjüngen der Feldhecken. Dabei wurden bestimmte, bei vorherigen Ortsterminen nach fachlichen Kriterien festgelegte Heckenabschnitte auf Stock gesetzt. Zum Einsatz kamen hauptsächlich Motorsäge sowie Freischneider. Mehrere NABU-Mitglieder, die im Umgang mit dieses Geräten ausgebildet wurden, übernahmen die Fällarbeiten, während zahlreiche Helfer das dornige und sperrige Schnittgut abräumten. Das in großen Mengen anfallende Schnittgut wurde entweder vor Ort verbrannt oder vom Bauhof der Stadt Süßen abtransportiert und kompostiert.

 

Neben der Verjüngung der vorwiegend aus Schlehen, Weißdorn und Hartriegel bestehenden Hecken ist auch die Förderung selten vertretener oder für bestimmte Tierarten bedeutsamer Gehölzarten (z. B. Kreuzdorn) ist Bestandteil der Pflegekonzeption. Vor allem galt es Habitatstrukturen für Heckenbrüter, wie z. B. Neuntöter und Dorngrasmücke, gezielt zu fördern.

 

Darüber hinaus begann der NABU durch Neupflanzungen einen Biotopverbund mit anderen Gehölzstrukturen der Umgebung aufzubauen. So wurde 1995 auf der ausgeräumten Feldflur östlich des „Steinigen Rains“ auf einem Grundstück der Stadt Süßen eine 150 Meter lange Hecke gepflanzt, die als Biotop-Trittstein dient.

 

Da gerade die Verzahnung der Hecken mit den schmalen Ackerparzellen dem Gebiet seinen besondern Reiz und seine ökologische Wertigkeit verleiht, ist es dem NABU ein Hauptanliegen, dass die Ackernutzung am Steinigen Rain durch die Landwirtschaft weitergeführt wird. Zur Förderung einer extensiven Ackernutzung wurde 1989 auf Anregung der Ortsgruppen des NABU und Schwäbischer Albvereins ein Ackerrandstreifenprogramm von der Stadt Süßen ins Leben gerufen. Das kommunale Programm hat seinen räumlichen Schwerpunkt am Steinigen Rain und dient der Förderung der dort vorkommenden artenreichen Ackerbegleitflora.

 

Im Herbst 1998 übernahm die NABU-Gruppe eine Ackerparzelle, deren Bewirtschaftung durch den Landwirt aufgegeben wurde. Auf dieser Parzelle richtete der NABU eine mehrjährige Brache ein, um Tier- und Pflanzenarten der Ackerflur zu fördern.

5  Öffentlichkeitsarbeit

 

Um die Bevölkerung und Entscheidungsträger von der Bedeutung und Schutzwürdigkeit dieses Gebietes zu überzeugen, betreibt die NABU Gruppe Süßen und Umgebung eine Ziel gerichtete Öffentlichkeitsarbeit. So wurden durch den NABU Führungen im Rahmen des Jahresprogramms (1999 z. B. unter dem Motto „Goldammer - Vogel des Jahres“) veranstaltet oder Begehungen mit Süßener Gemeinderäten und mit Mitgliedern der Arbeitsgruppe Landschaftsplanung organisiert.

 

In der lokalen Presse sowie auf der Internetseite des NABU Süßen wurde über die Aktivitäten in diesem Betreuungsgebiet regelmäßig berichtet (siehe Anlagen).

 

 

6  Monitoring

 

Seit Anfang der 1980er Jahre werden am „Steinigen Rain“ Fauna und Flora durch NABU-Mitglieder regelmäßig erhoben. Im Fokus steht die Vogelwelt. Die Erkenntnisse aus diesen floristischen und faunistischen Erhebungen bilden wertvolle Anhaltspunkte und Grundlage für Pflege- und Schutzmaßnahmen. Durch das langjährige Beobachten ist eine Erfolgskontrolle der Maßnahmen möglich.

 

 

7  Gesetzlicher Schutz

 

Auf Anregung der Ortsgruppen des NABU und des Schwäbischen Albvereins wurden die Hecken am Steinigen Rain 1989 als Flächenhaftes Naturdenkmal durch die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Göppingen ausgewiesen, so dass dieses besondere Gebiet inzwischen einen rechtlichen Schutz genießt.

 

Der „Steinige Rain“ liegt innerhalb des 2005 durch das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg vorgeschlagenen EU-Vogel-schutzgebietes VSN-31. Die avifaunistischen Erhebungen durch die örtliche NABU-Gruppe bildeten eine fachliche Grundlage für die Abgrenzung. Ausschlaggebend dafür waren vor allem die Brutvorkommen des Neuntöters.

 

 

8  Fazit

 

Die langjährige und kontinuierliche Pflege über zwei Jahrzehnte durch die örtliche NABU-Gruppe hat dazu beigetragen, dass diese Heckenlandschaft mit ihrem naturraumtypischen Arteninventar bis heute weitgehend erhalten werden konnte. Ohne Biotoppflegemaßnahmen hätten diese Feldhecken ihren hohen naturschutzfachlichen Wert verloren.

 

Die bemerkenswert hohe Artenvielfalt und das Vorkommen seltener und gefährdeter Arten sind letztlich Ausdruck für eine erfolgreiche Naturschutzarbeit.

 

Das Projekt „Steiniger Rain“ wird von der NABU Gruppe Süßen und Umgebung weitergeführt.

 

 

 

Gef.: li/18.07.2006