Seidenschwänze (Bombycilla garrulus) im Kreis Göppingen |
Einflug von Seidenschwänzen im Kreis Göppingen |
Der Seidenschwanz wird bis 18 cm groß und wiegt 50 bis 60 Gramm. Aus der Ferne wirken die knapp starengroßen Vögel eher unauffällig rostgraubraun, aus der Nähe sind sie jedoch sehr auffällig und bunt. Auffälligstes und unverkennbares Kennzeichen ist die spitz nach hinten verlaufende, teilweise aufrichtbare Federhaube. Vom Ansatz des kräftigen schwarzen Schnabels zieht sich über die Augen bis zum Nacken ein tiefschwarzer Streifen, der bei ausgefärbten Vögeln eine feine weiße Randung aufweist. Ähnlich wie beim gleichgroßen, aber nicht verwandten Kernbeißer zeigt sich unter dem Schnabel ein schwarzer Kehllatz. Der Schwanz endet mit einer schwarzen und danach dottergelben Binde. Einige der Armschwingen enden in meist roten (manchmal auch rotorangen) Siegellack-ähnlich glänzenden Tröpfchen, die zum englischen Namen "waxwing" geführt haben. Aus der Nähe fällt die feine weiße Bänderung der orangegelb eingefassten tiefschwarzen Handschwingen auf. Die Jungtiere haben eine weißliche, grau gestrichelte Kehle; der Bauch ist weißlich und braungrau. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht in Größe und Farbe. Ein Seidenschwanz kann bis zu 13 Jahre alt werden. Er ist ein geselliger Vogel und daher meist in Gruppen anzutreffen. Sein gläserner Ruf klingt wie „Sirrrrr“ oder "wie ein klingelnder Schlüsselbund".
Im Herbst und Winter besteht die Nahrung aus Beeren (Ebereschen-, Wacholder-, Mistel-, Schneeball-, Liguster- und Weißdornbeeren), Äpfeln und Birnen. Zur Brutzeit ernährt sich der Seidenschwanz von Insekten, die er von einer Warte aus entdeckt und anschließend im Flug erbeutet. Der Seidenschwanz vertilgt an jedem Tag etwa das Doppelte seines eigenen Körpergewichts. Den möglichen Alkoholgehalt von überreifen Früchten kann er durch seine große Leber ziemlich schnell abbauen. |
Der Seidenschwanz besiedelt die gesamte Taigazone von
Nordskandinavien bis zur Hudson Bay in Kanada. Die nördliche
Verbreitungsgrenze fällt mit der Übergangszone von Taiga zur Waldtundra
zusammen, die Südgrenze der Verbreitung ist regional sehr unterschiedlich:
Zwar werden im gesamten Verbreitungsgebiet vor allem die nördlicheren Teile
der Taiga besiedelt, es bestehen aber – insbesondere in Zentral- und
Ostsibirien – auch größere Vorkommen, die am Südrand des Waldgürtels liegen.
Die Art brütet in aufgelockerten, zum Teil unterholzreichen,
fichtendomi- nierten Mischwaldbeständen, sehr häufig in Gewässer- nähe.
In Ostasien werden bevorzugt lockere Lärchen- bestände besiedelt.
Aber auch relativ trockener Birkenwald, wie er etwa in den Fjälls
besteht, wird als Bruthabitat angenommen. Die fallweise in den Süden
abwandernden Seidenschwanzschwärme halten sich dort nomadisierend sehr
häufig in anthropogen gestalteten Lebensräumen wie Parklandschaften,
Friedhöfen oder Stadtrandgebieten auf und nützen das dort bereitstehende
Nahrungsangebot |
Die Art ist Standvogel beziehungszweise Teilzieher. Regelmäßig
verlassen nur die äußerst nördlich beheimateten Populationen ihre
Brutreviere und überwintern etwas südlich davon. Bei verminderter
Verfügbarkeit der Frucht ihres Hauptnahrungsbaumes, der Eberesche, werden
weitere Populationen zum Verlassen des Brutareals animiert. Großräumige
Invasionen, wie sie zum Beispiel im Winter 2004/2005 festgestellt
wurden, setzen neben einem Mangel an Früchten der Eberesche auch eine
vorausgehende Anzahl ausfallsarmer Wintersaisons und erfolgreicher
Brutsommer voraus, sodass ein gewisser Populationsdruck besteht. Dieser
veranlasst die Abwanderung größerer Schwärme in andere Gebiete. Solche
Evasionen können einzelne Schwärme des Seidenschwanzes bis in den
Mittelmeerraum führen. Ob sich diese Invasionsschwärme totwandern, ist
nicht restlos geklärt, doch scheint ein beträchtlicher Anteil von ihnen
nicht in die angestammten Brutgebiete zurückkehren zu können. |
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